Sommer 2023 Leseliste

Liebe Leserinnen und Leser,

seid ihr auf der Suche nach Leseideen? Nach Büchern, die euch mitreißen, euch berühren? Dann schaut doch einfach mal auf meiner Leseliste für den Sommer vorbei.

Am liebsten lese ich Bücher mit emotionaler Bedeutung, komplexen Charakteren oder existenziellen Themen. Ihr werdet also nicht nur Thriller finden. Vielleicht ist es für einen Autor von Psychothrillern eher ungewöhnlich, aber über lange Strecken empfinde ich die Spannungsliteratur als langweilig, da sie oft nach immer derselben Formel verfasst ist – darüber werde ich auch noch einen Beitrag verfassen ;)

Ich empfehle euch hier Bücher, die ich bereits gelesen habe und solche, die ich noch lesen werde. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen und Entdecken. Schreibt mir gerne, wenn euch ein Buch besonders berührt oder gefesselt hat.

Euer M.I. Slicer.

 

Bernhard Aichner: „Die Schöne und der Tod.“

Der Auftakt zu den Max Broll Krimis haut einen einfach um. Habe die ganze Reihe innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Ich liebe die schräge und spannende Story rund um die zwei Freunde Max, den Totengräber und Baroni, den ehemaligen Fußballstar.

In „Die Schöne und der Tod“, stirbt Marga, die Schwester von Maxs erster großer Liebe Emma, die daraufhin wieder in seinem Leben auftaucht. Marga, die sich von einem Hausdach gestürzt hat, wird auf dem Dorffriedhof begraben.

Maxs Entdeckung, dass er während des Grabens seine Uhr, ein Andenken seines verstorbenen Vaters, verloren hat, lässt ihn an das Grab zurückkehren. Als er zum frisch aufgeschütteten Grab zurückkehrt, stellt er fest, dass der Sarg aufgebrochen ist. Marga ist verschwunden.

Originelle Charaktere, mit ihren Ecken und Kanten, kurze prägnante Dialoge. Dieses Buch entwickelt einen Sog, dem man nur schwer entkommen kann. Was mir besonders gefällt, ist, dass dieses Buch nicht dem üblichen Klischee folgt, in dem die Polizei einem Psychopathen auf der Spur ist. Stattdessen bietet es eine originelle und glaubwürdige Geschichte mit einem außergewöhnlichen Schreibstil.

 

In Kazuo Ishiguros Roman „Alles, was wir geben mussten“, taucht der Leser in eine dystopische Gesellschaft ein, in der die meisten Krankheiten ausgerottet wurden. Wie? Durch Klone, die als Ersatzteillager dienen.

Der Roman ist aus der Perspektive der Hauptfigur, Kathy erzählt und beleuchtet ihre Erinnerungen an ihre Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter. Die Geschichte spielt in England der 1990er und 2000er Jahre, in einer alternativen Realität.

Kathy und ihre beiden Freunde Ruth und Tommy wachsen in einem scheinbar idyllischen Internat namens Hailsham auf. Doch schon früh erfahren sie, dass sie Klon-Kinder sind, die eigens für den Zweck der Organspende erschaffen wurden.

Die Geschichte folgt den Hauptfiguren, wie sie mit ihrem vorherbestimmten Schicksal, ihrer Identität und ihrer Vergangenheit umgehen und versuchen, ein gewisses Maß an Kontrolle über ihr Leben zu gewinnen.

Von Kazuo Ishiguro habe ich bisher „Was vom Tage übrig blieb“ und „Klara und die Sonne“ gelesen. Beide Bücher finde ich richtig gut. Sein feinfühliger Schreibstil beeindruckt mich besonders, da er große Themen und Fragen anspricht.

Das Nobelpreiskomitee schrieb, dass die emotionale Wirkung seiner Romane den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat. Das bedeutet, dass er eine Abhängigkeit zwischen Mensch und System schafft, gegen die wir uns nicht auflehnen können, da wir in Beziehung mit ihm stehen.

Wir sind abhängiger von manchen Dingen, als wir denken. Gerade deshalb, und wegen der existenziellen Fragen, die immer wieder in seinen Charakteren aufkommen, schätze ich seine Romane sehr und freue mich schon auf „Alles, was wir geben mussten“.

 

Der Roman, „Das Ende von Eddy“ von Édouard Louis, schildert das Leben von Eddy Bellegueule. Einem jungen Mann, der in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Von klein auf wird Eddy von seinen Mitschülern gemobbt und verachtet, da er sich nicht den traditionellen männlichen Stereotypen entspricht. Seine Vorlieben und Verhaltensweisen werden als unmännlich betrachtet, was zu andauernder Gewalt und Ausgrenzung führt.

Eddys Familie ist geprägt von Armut, sozialen Problemen und einem rauen Umgangston. Sein Vater und sein älterer Bruder sind besonders gewalttätig, was das Klima zu Hause noch schwieriger macht. Eddy leidet unter der Missbilligung seiner eigenen Familie, die seine Andersartigkeit nicht akzeptiert. Dabei beschreibt der Roman schonungslos die Realitäten einer sozialen Schicht, die oft übersehen wird.

Ein Buch mitsamt Autor, das mich dieses Jahr wirklich beeindruckt hat. Es ist ein Roman, der einen bis ins Mark trifft und dorthin geht, wo es weh tut. Ich habe lange über den Charakter Eddy nachgedacht und über den inneren und äußeren Kampf, den er mit der Welt und mit sich selbst geführt hat. Die Sprachgewalt des Autors, die Brisanz dieses Werkes, sowie die behandelten Themen wie: Homosexualität, Selbstakzeptanz und die Suche nach seiner Identität in einer Realität, die ihn Tag für Tag ins Gesicht schlägt, machen dieses und weitere Werke des Autors äußerst lesenswert. Ganz klare Empfehlung von mir.

 

In „Misery“, eines meiner persönlichen Lieblingsbücher von Stephen King, geht es um den erfolgreichen Schriftsteller Paul Sheldon, der nach einem schweren Autounfall von seiner größten Fanatikerin gefangen gehalten wird.

Die Geschichte beginnt, als Paul auf dem Rückweg von einem Hotel, wo er sein neues Buch abgeschlossen hat, einen Autounfall erleidet. Er wird von Annie Wilkes, einer ehemaligen Krankenschwester, gerettet und zu ihr nach Hause gebracht. Annie ist eine leidenschaftliche Bewunderin von Pauls Romanen über die fiktive Figur „Misery Chastain“.

Anfangs ist Paul dankbar für Annies Hilfe, doch er merkt schnell, dass sie psychisch instabil ist. Als Annie sein gerade in Taschenbuch erschienenes Buch „Miserys Kind“ kauft und ließt, gerät sie in einen Wutanfall, da die von ihr geliebte Figur Misery Chastain am Ende stirbt. Sie zwingt Paul dazu einen neuen Misery-Roman nur für sie zu schreiben, die Geschichte zu ändern und die von Paul verhasste Figur am Leben zu erhalten.

Paul wird nun zu Annies Gefangenen in ihrem abgelegenen Haus. Er versucht verzweifelt, einen Weg zu finden, um zu entkommen, während er bemüht ist, ihre Launen zu befriedigen, um sein eigenes Leben zu schützen. Doch Annie zeigt immer mehr ihren sadistischen und psychotischen Charakter, und Paul erkennt, dass sein Leben in großer Gefahr ist.

Das Buch ist wie viele Werke von King recht umfangreich, doch die Beziehungen zwischen den Charakteren und sein Schreibstil lassen einen nicht mehr aufhören zu lesen. Man befindet sich mit Paul Sheldon im Zimmer, eingesperrt und spürt hautnah die psychologischen Folgen einer extremen Verehrung und Obsession. Ein Werk, dass einem den Atem raubt, sobald man sich darauf einlässt. Beeindruckend ist auch, wie King auf engem Raum eine so fesselnde Geschichte kreiert, da ein Ortswechsel praktisch nicht stattfindet. Hier zeigt sich die Stärke des Autors: Er benötigt nicht viel, um den Leser zu schocken und in seinen Bann zu ziehen.

 

In „Ein wenig Leben“ von Hanya Yanagihara geht es um die Freundschaft von vier Männern, die ihre Leben in New York City teilen. Der Roman beleuchtet die verschiedenen Aspekte ihrer Beziehungen, ihre individuellen Herausforderungen und die Art und Weise, wie sie sich gegenseitig unterstützen und durchs Leben begleiten.

Die Hauptfigur des Romans ist Jude, ein Mann mit einer tragischen Vergangenheit. Jude ist ein äußerst talentierter Anwalt, brilliant und charismatisch. Er lebt mit seinen drei engen Freunden zusammen: Willem, ein aufstrebender Schauspieler; Malcolm, ein aufstrebender Architekt; und JB, ein aufstrebender Künstler.

Im Laufe des Romanes werden die Freunde immer tiefer in Judes schmerzhafte Welt hineingezogen, desen Wunden mehr und mehr hervortreten.

Der Roman erkundet Themen wie: Trauma, Freundschaft, Liebe, Identität, Selbstakzeptanz und das Streben nach Glück.

Ich habe schon von vielen Seiten gehört, dass dieser Roman wirklich gut sein soll. Er gilt als eines der meistverkauften literarischen Werke der vergangenen Jahre. Dies liegt vor allem an seiner emotional herausfordernden Geschichte, die viele Leser teilweise auch erschüttert hat, da sie sich mit Themen wie Suizid, Selbstverletzung, Missbrauch und psychischer Gesundheit auseinandersetzt. Aus diesen Gründen ist es eines der meistdiskutierten Werke der letzten Jahre. Insbesondere das Schicksal der Charaktere soll einen nicht mehr loslassen. Ein Roman, der unter die Haut geht. Ich bin gespannt.

 
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The search for nothingness